Wer sind wir? Und warum überhaupt ein feministischer Antifa Kongress?

1. wer wir sind
Wir sind ein Vorbereitungskreis aus Einzelpersonen und Gruppen, die sich Ende letzten Jahres bereits überlegt haben, dass wir einen Antifa Kongress mit feministischem Schwerpunkt veranstalten wollen. Wir sind eine gemischt geschlechtliche Gruppe aus verschiedenen Zusammenhängen, von denen die meisten schon länger in feministischen und/oder antifaschistischen Zusammenhängen aktiv sind. Wir sehen Antifa als notwendig an, glauben aber, dass die herrschenden Vorstellung von Antifa Arbeit überdacht werden muss. Das, was als Antifa verstanden wird, reicht uns nicht aus. Wir wollen neue Entwicklungen anstoßen und kritisch begleiten. Antifa ist zur Zeit homogen und ausschließend. Dies finden wir politisch falsch und nicht weiter tragbar. Wir wollen beginnen, die vielfältigen Herrschaftsformen und Dominanzformen aufzuzeigen und abzubauen.

2. warum Antifa
Sowie in Hamburg und der Umgebung, als auch in ganz Europa können wir das Erstarken von Nazis und rechten Vorstelllungen beobachten. Die Antifa begegnet diesem Phänomen unorganisiert und unvernetzt und ist daher nicht handlungsfähig. Außerdem fehlt es an Konzepten und einem gemeinsamen theoretischen Verständnis dafür, wie und warum Faschismus bekämpft werden muss. Außerdem ist es notwendig, dass der antifaschistische Blick über den Rand der linken Viertel gehoben werden muss und Konzepte erarbeitet werden, wie Nazis außerhalb linker Hegemonie bekämpft werden können.

3. warum Feminismus
Feministische Politik muss Einzug in jede Form unser politischen Praxis finden. Da Antifa im Moment ausschließend und unattraktiv für Frauen* ist, muss für eine starke antifaschistische Bewegung ein Umdenken stattfinden. Auf Grund von männlicher* Dominanz und Sexismus ist Antifa Arbeit für Frauen* aber auch für Trans*menschen und homo- oder bisexuelle Menschen oft anstrengend und Kräfte raubend. Allerdings gibt es noch viele weitere Unterdrückungsmechanismen, in in der Gesellschaft, die zwangsläufig auch in der Antifa reproduziert werden. Lediglich ein grundlegendes Verständnis dieser Herrschaftsmechanismen, ihr Zusammenwirken und der Kampf gegen diese kann zu einer emanzipatorischen Antifa Bewegung führen. Feministische Positionen helfen uns dabei, dieses Verständnis aufzubauen.

4. warum all gender
Der Kongress ist offen für alle gender, allerdings wird es Workshops und Räume, sowie in der Vernetzungsphase geben, die nur für Frauen* offen sind. Feminismus ist keine „Frauen*sache“ sondern geht uns alle etwas an. Wir streben eine heterogene Antifa Bewegung an und halten dafür eine gemeinsame Auseinanderesetzung und Erarbeitung für sinnvoll. Auch Männer* müssen ein Verständnis für feministische Standpunkte aufbauen und feministische Positionen in der Praxis beziehen. Wir wollen Raum für Reflexion eigene Verhaltensweisen und Denkmuster bieten sowie Platz für Empowerment, also der Austausch über Diskriminierung und die gemeinsame Stärkung dagegen, schaffen.

5. warum ein Kongress
Unser Ziel ist es, eine handlungsfähige und anschlussfähige Antifa aufzubauen. Der Kongress soll ein Schritt in diese Richtung sein. Für eine gemeinsame Perspektive wollen wir einerseits ein Grundlagenverständnis für die Wirkungsweise von Herrschaftsmechanismen, die wir bekämpfen schaffen. Andererseits soll auch Austausch und Vernetzung gefördert werden um eine gemeinsame Praxis zu erarbeiten.

Antifa ist eine Notwendigkeit. Immer – und besonders jetzt!

Wir wollen dem ausbreitenden Rechtspopulismus in Europa und stärker werdende Nazi-Gruppierungen, wie Kameradschaften und den Identitären, etwas entgegensetzen. Obwohl Hamburg lange als Antifa-Hochburg galt, ist auch hier verstärkte Aktivität von Nazis zu sehen und zu spüren. Spätestens, wenn die Innenstadtbezirke verlassen werden und sich in den Randbezirken, dem Speckgürtel um Hamburg herum oder den Dörfern und Kleinstädten in Norddeutschland bewegt wird, sind rechtsradikale Meinungen verbreitet und akzeptiert.

Für uns bedeutet Teil der Antifa-Bewegung zu sein aber nicht nur Nazis hauen, sondern eine gesamte Gesellschaftskritik. Eine Gesellschaft die von verschiedenen Mechanismen, wie Kapitalismus, Nationalismus, Rassismus, Sexismus und vielen weiteren durchdrungen ist. Da dieser Mechanismus unterschiedliche Menschen betreffen und sich gelegentlich überschneiden und ineinander verstricken, unterdrücken sie Menschen auf sehr unterschiedliche und vielfältige Art. Diese Mechanismen möchten wir kritisieren und angreifen.

Aber nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in unseren eigenen Gruppen können wir solche Strukturen, wie Sexismus erkennen. Feminismus wird oft als Nebensache abgetan und belächelt. Wir möchten uns auf diesem Kongress damit beschäftigen, warum Antifa-Gruppen oft von weißen Mackern dominiert werden, welche Barrieren es für Frauen* in der Antifa gibt, mit strukturellem Sexismus und warum Antifa für einige Männer* als Bühne für die Darstellung ihrer Männlichkeit gesehen wird. Gemeinsam wollen wir Perspektiven für eine feministische, gesellschaftskritische Antifa entwickeln, um diejenigen zu bekämpfen, die unseren Vorstellungen von einem freien Leben entgegenstehen.